Das Ausstellungsgebäude Wassermühle

Das Gebäude

Die Wassermühle mit unterpfortigem Wasserantrieb wurde um 1730 auf dem Grund der ehemaligen Hugoburg erbaut, nahe dem Vorgängerbau der heutigen Burgkapelle (1840-44). Auffallend für die Mühle ist die aufwändige Gestaltung, sonst eher unüblich für Wirtschaftsgebäude: die Tür- und Fensterrahmungen sind in Sandstein ausgeführt, das Mauerwerk in sorgfältigem Kreuzverbund gemauert, mit strukturgebenden, dunkelgebrannten Binderziegeln. Das fast quadratische Gebäude mit Krüppelwalmdach ist komplett unterkellert. Das gesamte gestalterische Erscheinungsbild lässt Einflüsse aus dem Hochstift Münster in der Tradition von Johann Conrad Schlaun (1695-1773) vermuten. Noch im Jahr 1904 sollen an der nördlichen Giebelseite die zwei unterschiedlich großen Wasserräder zum Antrieb eines Mahl- und Beutelganges vorhanden gewesen sein, von denen eines noch bis 1935 zu sehen war. Der Mühlenbetrieb wurde 1892 eingestellt.
Um 1910 ist die Wassermühle zum Wohnhaus für den gutsansässigen Jäger bzw. Förster umgebaut worden. Eine Kammer mit Feuerstelle war bereits seit dem 18. Jhdt. vorhanden. Nun wurden Decken, Böden und Wände eingezogen. Die Außenbauteile und die Konstruktion von Außenwänden und Dachstuhl blieben weitestgehend unberührt. Als Wohnhaus wurde das Gebäude bis 2009 genutzt.

Die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen

Mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten der Wassermühle konnte dank der Förderzusagen und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes, der Förderleitlinien der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Projektförderungsrichtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) des Landes Niedersachsen im Frühjahr 2012 begonnen werden. Die Projektleitung wurde Architekt Ejnar Tonndorf, Oldenburg übertragen und als Statiker wurde Detlef Böttcher, Loppersum mit einbezogen.

Als erster Schritt wurden Baugrunduntersuchungen durchgeführt, um die Ursache der enormen - bis zu 6 cm breiten – Rissbildungen in den Außenwänden herauszufinden. Das Ingenieurbüro Schmitz und Beilke, Oldenburg, wurde mit einigen Tiefenbohrungen und Drucksondierungen beauftragt. In Zusammenarbeit mit Prof. Heinrich Wigger und seinen MitarbeiterInnen der Jade Hochschule Oldenburg (Fachbereich Bauingenieurwesen, Baustoffprüfung) wurden Messgeräte zum Rissmonitoring im Innern der Mühle angebracht, um zu prüfen, ob das Gebäude aktuell noch in Bewegung ist. Die Annahme, dass die starken Setzungen im Mauerwerk der Wassermühle auf den durch Dränage und Intensivackerbau gesunkenen Grundwasserspiegel und das Abschneiden des natürlichen Flusszulaufes des Dinklager Mühlenbaches im Zuge des Autobahnbaus in den 1970er Jahren zurückzuführen ist, konnte nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse der Drucksondierungen und den daraus resultierenden Setzungsberechnungen ergeben eindeutig: Die Setzungen resultieren aus dem setzungsempfindlichen Baugrund.

Um die geplante Sanierung im Sinne einer schonenden und nachhaltigen Bauweise durchführen zu können, wurden im inneren Kellerbereich die Wände an 12 Stellen aufgeschlitzt und sogenannte Mikropfähle in den Baugrund gepresst. Dieses Verfahren der niederländischen Fa. REVAC aus Den Haag, Niederlande, hat den Vorteil, dass die vorhandene Bausubstanz kaum angetastet wird und die Länge der Pfähle nicht auf theoretischen Lastannahmen beruht. Nach einer Kernbohrung durch das vorhandene Fundament werden die einzelnen Muffen-Stahlrohre von 80 cm Länge ineinandergesteckt und so tief gepresst, bis der Gegendruck der Gebäudelast an dieser Stelle ausgeglichen ist. Im Fall der Mühle haben die Mikropfähle je nach Baugrund eine Tiefe zwischen 1,00 m und 7,00 m. Am Schluss wird der Hohlraum der Rohre mit Beton ausgefüllt.

Nun konnten die starken Setzungsrisse im Mauerwerk auf einer durchschnittlichen Breite von ca. 60 cm und auf voller Mauerwerkstiefe vorsichtig aufgestemmt und im vorhandenen Mauerverband Innen nach Außen durchgemauert werden. Für die Neuvermauerung wurden Muschelkalk und altes Steinmaterial verwendet.

Energetische Maßnahmen

Eine Gebäudesanierung schließt heute immer auch eine energetische Sanierung ein. Hierzu war eine „Dämm-Lösung" des Dachgeschosses unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer und energietechnischer Gesichtspunkte erforderlich: Eine Zwischensparrendämmung kam nicht in Frage, da der historische Dachstuhl innen sichtbar bleiben sollte. Gleichzeitig durfte der äußere Aufbau nicht zu hoch werden, damit ein Anschluss an die vorhandenen Steingesimse möglich blieb. Das Ergebnis war der Einbau einer „Actis-Dämmung", die ursprünglich für die Raumfahrt entwickelt war. Sie trägt nur ca. 2 cm auf und wird aufgrund dessen heute vielfach im Denkmalpflegebereich eingesetzt. Der originale Eichendachstuhl des frühen 18. Jahrhunderts erhielt zuvor eine von unten sichtbare Aufsparren-Holzschalung und die alte Dachdeckung (Tonfalzziegel) wurde abgenommen und durch eine neue ersetzt. Zu den weiteren Dämm-Maßnahmen gehören der Austausch der alten Holzfenster durch neue Fenster mit Isolierverglasung, der Einbau einer neuen Gastherme und die Dämmung der Giebelwände im Dachgeschoss. Zudem wurde die Bodenplatte im Keller abgetragen und ausgekoffert um eine durchgehende Raumhöhe von 2,00m zu gewährleisten. Die neue Sohlplatte wurde mit Glasschotter unterlegt, als Kälte- und Feuchtigkeitsschutz. Alle Innenwände sind inzwischen gemäß denkmalpflegerischer Maßnahme mit Lehm neu verputzt worden, was zudem zu einem ausgewogenen Raumklima beiträgt. Die Wandmasse soll in Kombination mit einer Sockelleistenheizung für gleichbleibende Temperaturen im Ausstellungsraum sorgen.

Quellen: Historische Angaben zur Wassermühle s. Sonja Michaels, Leben auf einem Adelssitz im Niederstift Münster, Museumsdorf Cloppenburg 2008;Wiebke Dreeßen, Denkmalpflegerische Stellungnahme 9/2013; Hanno Albers, Bachelorarbeit „ Gründungsschäden am Mühlengebäude des Klosters Burg Dinklage"
-Schadensanalyse und Sanierungskonzept- 2011; Ejnar Tonndorf, Burg Dinklage, Sicherung, Restaurierung und Umnutzung der ehemaligen Wassermühle, Bautenstandsbericht 31.10.2012 zur Vorlage bei der DBU.